9-5+11-2=13

 

Was macht man, wenn man krank zuhause und einem langweilig ist? Genau, man setzt sich hin und schreibt mal wieder einen Blogeintrag.

Nachdem Ende Juli und Anfang August alle Freiwilligen, die ihren Dienst hier abgeschlossen hatten, wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind, blieben nur noch wir 4 aus der Winterausreise übrig.

Lange alleine blieben wir jedoch nicht, denn Anfang August gesellten sich 8 deutsche und eine österreichische Langzeitfreiweillige, sowie ein japanischer Freiwilliger, der nur für einen Monat hier ist, zu uns. Ende Juli bereits war eine deutsche Kurzzeitfreiwillige angekommen, deren Dienst aber schon wieder zu Ende ist und auch der Japaner hat nur noch wenige Tage hier.

Das Anfangsseminar, dem ich, aufgrund der Übergangszeit bedingt durch meinen Projektwechsel, dauerhaft beiwohnen konnte, war altbekannt und typisch mosambikanisch sehr entspannt gehalten. Der einzige Unterschied waren die 3 mosambikanischen Freiwilligen, die zur Zeit in ihre Auslandsjahre in Dänemark und Deutschland starten und daher ein vorbereitender Austausch stattfinden konnte.

Für mich selbst war es sehr interessant zu sehen, wie aufgeregt die „Neuen“ waren, welche Ängste und Sorgen und welche Vorfreude sie hatten. Ob wir genauso waren, kann ich nicht mehr beurteilen, aber ich gehe mal stark davon aus, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann. Dennoch scheinen sie ganz in Ordnung zu sein und ich denke wir werden noch einiges an Spaß hier zusammen haben.

Bis zu meinem Rückflug nach Deutschland bleiben mir noch genau 5 Monate, was mir gerade etwas Angst macht, weil ich das Gefühl habe zu viel noch machen zu wollen. Ich möchte unbedingt noch meinen Tauchschein machen, nach Johannesburg und Kapstadt, in den Elefantenpark der Provinz Maputo, eine Reise in den Norden Mosambiks und eigentlich auch noch gerne in den Krügernationalpark. Würde also bedeuten, ich müsse jetzt jeden Monat eine kleine größere Reise unternehmen… ich hoffe,dass ich das alles noch irgendwie schaffe.

In meinem Projekt arbeite ich zeitlich gesehen mittlerweile 3 Wochen, von denen ich aber eine aufgrund einer Gipsschiene komplett zuhause verbracht habe (das Tollpatschsein lässt mich auch in Mosambik einfach nicht los 😀 ) und gerade meinen 3. Tag aufgrund von Krankheit zuhause bin. Wie ihr seht, bin ich also ganz schön fleißig.

Generell beginnt mein Arbeitstag im Centro um 8 Uhr und endet um 15.30 Uhr, wobei ich finde, dass Arbeitszeiten ein dehnbarer Begriff sind. Wenn ich ankomme, hat die eine Gruppe gerade Explicacaõ, eine Art Gruppennachhilfe, die ich in diesem Rahmen nicht ganz soo sinnvoll finde, während ein paar Jungs Gartendienst haben und die Gruppe der älteren in der Schule sind. Um 9 Uhr gibt es dann Frühstück und danach sollen Fridtjof ( der neue Volunteer, der ebenfalls bei mir im Projekt arbeitet) und ich Informatikunterricht geben, was sich sehr schwierig gestaltet, weil ersten, die Jungs natürlich lieber Spiele spielen möchten, zweitens Fridjof bisher nur ein bisschen Portugiesisch spricht, und drittens auch mir einfach das Fachvokabular fehlt um den Jungs Funktionen erklären zu können. Nicht gerade einfacher wird die Sache durch den Umstand, dass die 5 Jungs, die von uns unterrichtet werden sollen, genau die sind, die nicht zur Schule gehen und daher weder lesen noch schreiben können. Demnach verstehe ich den Sinn dieses Informatikunterrichtes auch noch nicht so ganz …

Um 11.30 sind wir dann erlöst und die Jungs müssen duschen gehen, da es um 12 Uhr Mittagessen gibt. Die Zeit danach ist, so wie ich es verstanden habe, Freizeit und daher mache ich dann immer das, worauf ich Lust habe, z.B. wird einmal die Woche gebacken, täglich Fußball gespielt und wenn ich wieder gesund bin, werde ich mal fragen, wann ich denn Musikunterricht geben kann. Darauf freue ich mich am meisten, weil es mir doch sehr fehlt gemeinsam zu musizieren und ich auch gerne anderen etwas beibringen möchte, was mir selbst Freude bereitet.

Auf jeden Fall mache ich mich um 15.30 Uhr auf den doch sehr beschwerlichen Heimweg nach Matola C. und komme dann gegen 17 Uhr, wenn alles gut läuft, zuhause an.

Zuhause erwartet mich eigentlich immer meine Nichte, die mittlerweile wie ein Wasserfall redet. Sie freut sich dann immer mit mir zu spielen, wobei ich mich immer frage, woher ein so kleiner Mensch so viel Energie haben kann. In letzter Zeit erfreut sie sich auch sehr daran Benjamin Blümchen auf Englisch zu schauen und macht nur zu gerne das „Turuuuu“ nach. Verstehen tut sie natürlich nichts, aber das braucht sie auch gar nicht um sich halb tot zu lachen und vielleicht lernt sie ja doch ein paar Worte?

Meinem Neffen habe ich zum Geburtstag ein Rummikub-Spiel geschenkt, dass er auch mit Begeisterung spielt und nicht aufgibt, auch wenn er den Bogen noch nicht so ganz raus hat.

Generell muss ich auch jetzt noch sagen, dass ich immer noch die beste Gastfamilie von allen habe. Und ich bin immer noch sehr dankbar dafür, weil ich auch Freiwillige kenne, die nicht so viel Glück haben.

Nur noch 5 Monate, was dann?

Wie bereits gesagt bleiben mir nur noch 5 Monate hier und obwohl ich am liebsten hier bleiben würde, freue ich mich zur Zeit sehr auf mein Studium und würde am liebsten sofort anfangen. Ich merke gerade doch sehr, dass das Lernen, Lesen, Schreiben, Abheften und Markieren, Sortieren und Planen ein Teil von mir ist und (auch wenn sich das wahrscheinlich schnell wieder ändern dürfte) bin ich voller Vorfreude auf das alles. Mittlerweile fühle ich mich auch endlich bereit zu studieren, was ich mir nach dem Abi vorerst gar nicht vorstellen konnte.

Man sollte nicht Glauben, was so ein bisschen Zeit mit einem anstellen kann, wie sehr man sich verändern und entwickeln kann. Ich bin gespannt was ich noch alles erleben werde und in wie fern es mich weiterbringen wird.

Für jetzt allerdings genieße ich noch ganz entspannt meine restliche Zeit im schönen Mosambik und mache mir darüber keine Gedanken. Ich werde es schließlich früh genug merken und beeinflussen kann ich es ja doch nicht.

In diesem Sinne, winterliche Grüße e até logo!

#Nachtrag 14.09.2017:

Wenn man im Eifer des Gefechts vergisst den Eintrag hochzuladen, können schon mal ganz leicht 2 Wochen unbemerkt verstreichen. Ich habe in der Zwischenzeit einen einfacheren Weg zur Arbeit gefunden und kann dort auch endlich Gesangsunterricht geben, was mir sehr viel Freude bereitet, auch mal andere bei den bescheuertsten Übungen zu sehen und nicht immer nur selbst das Opfer zu sein.

Gestern hatten wir auch zum ersten Mal wieder sommerliches Wetter mit für mich angenehmen 38 Grad. Mal schau’n wann der Sommer endlich richtig beginnt und wie lange ich noch davon begeistert bin, dass die Temperaturen wieder in die Höhe steigen.

Wenn der Lehrer auch mal kommen würde, so wäre morgen dann zum 2. Mal die erste Mbira-Unterrichtsstunde, in der wir uns auch selbst ein Instrument erbauen lernen. Diesen Kurs werde ich mit Lea und Katharina, zwei der Neuen, besuchen bzw. wir versuchen weiterhin unser Glück, welches uns bisher noch nicht erhaben war.

Nun aber wirklich bis demnächst!

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