Mein Jahr hier in Mosambik ist nun so gut wie um und da ich meinen Blog bisher eher dazu genutzt habe ein bisschen Protokoll zu führen, was ich so gemacht und erlebt habe, möchte ich abschließend trotzdem noch ein wenig über Besonderheiten und das alltägliche Leben hier zu berichten. Ich werde diesen Eintrag ein wenig mit Zwischenüberschriften gliedern und hoffe euch noch einen besseren Einblick in mein mosambikanisches Leben geben zu können.
Im Folgenden werde ich euch ein paar Infos zu Transport,Gesundheits- usowie Schulwesen, Gesellschaft,Essen, Sprache, Kleidung und Einkaufen zu geben.
Transport
Mosambik verfügt über ein relativ gutes Verkehrsnetz, dass eine gute Anbindung, auch über die Grenzen hinaus, bietet. Vor allem hier im Süden des Landes sind alle wichtigen, größeren Straßen asphaltiert, wenn auch teilweise stark geschädigt. Kleinere Straßen bestehen aus Sand, was vor allem bei Niederschlag eher problematisch ist, denn bei starkem oder längerem Regen kann das Wasser nicht wirklich abfließen, wodurch oft für einige Tage kleine Seen entstehen.
Generell kann man die Mosambikaner*innen in diejenigen einteilen, die ein eigenes Auto besitzen und in diejenigen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, welche wohl den größeren Teil ausmachen. Als eine dieser Personen, die kein Zugriff auf ein Auto haben, konnte bzw. musste ich mich ein Jahr lang ebenfalls mit Chapas, Myloves, Machibombos oder durch ein Boleia von A nach B kommen.
Chapas sind kleine, zumeist aus dem asiatischen Bereich stammende Minibusse oder – wie wir sie in Deutschland wohl eher bezeichnen würden – Transporter, die 4 eingebaute Sitzbänke besitzten zu je 4 Plätzen besitzen. Im Grunde würden so also 16 Personen im Großraum des Chapas Platz finden. Die Realität sieht jedoch so aus, dass meist 14 Personen sitzen und je nach Größe des Chapas noch weitere 6 bis 8 Personen (gebückt) stehen. Zusätzlich zum Cobrador (cobrar – ein-/sammeln), der das Geld am Ende der Fahrt kassiert, der ebenfalls noch im Großraum Platz findet, können noch 2 weitere Passagiere im Fahrerraum neben dem Motorista, also dem Fahrer sitzen. Bedeutet also, dass in der Realität oft bis zu 26 Personen gleichzeitig in einem Chapa befinden. Wenn man einer der sitzenden Passagiere ist, kann die Fahrt auch ganz angenehm sein. Sollte man jedoch Pech gehabt haben, muss man mit Nacken- oder Rückenschmerzen vom gebückten Stehen im engen Raum rechnen. Immerhin wird man meistens so eingequetscht, dass man sich zumindest ums Umfallen, keine Gedanken machen braucht. Oftmals ist die Fahrt eher schlecht als Recht und gefährlich, da die Minibusse sich ebenso wie viele Straßen in keinem guten Zustand befinden und die Fahrer ebenfalls gefährlich fahren. Dadurch kommt es relativ oft zu teils schweren Unfällen. Trotzdem bieten sie für wenig Geld (innerhalb der Stadt 7Mts [10ct], außerhalb 9Mts, weitere Strecken entsprechend mehr) einen einigermaßen schnellen Transport zu Arbeit, Schule, etc.
Ich selbst mache oftmals Ligação um sitzen zu können, da ich viele lange Strecken zu fahren habe. Ligação bedeutet zunächst einmal mehrere Chapas zu nutzen um an das eigentliche Ziel zu kommen. Für mich bedeutet es, auf der eigentlich falschen Straßenseite einzusteigen um bis zur Endstation zu fahren, sitzen zu bleiben und dann in Richtung meines eigentlichen Zieles zu fahren, was bedeutet, dass ich zweimal zahlen muss. Das stört mich aber gar nicht, denn so bin ich wenigstens einigermaßen komfortabel unterwegs.
Eine weitere Möglichkeit bieten Myloves, private Pickups mit einer Ladefläche, die eigentlichillegal sind, aber geduldet werden, weil das System zu Stoßzeiten total überlastet ist, wie mir erklärt wurde. Den Namen tragen sie deshalb, weil es keine Gelegenheiten gibt sich festzuhalten und es meist so eng ist, dass man sich an die anderen Passagiere klammert.
Außerdem verfügen Maputo und die umliegenden Städte auch über Machibomos, also Bussen, wie wir sie auch aus Deutschland kennen. Auch diese sind meist randvoll, aber wie bei den Chapas schafft man es doch immer noch irgendwie hinein.
Wenn man Glück hat bekommt man von Privatpersonen ein Boleia angeboten, was soviel wie Mitfahrgelegenheit bedeutet und so ziemlich das komfortabelste ist, was man bekommen kann.
Auch ein Schienennetz das meist als Frachtweg dient, aber auch mehrmals am Tag verschiedene Passagierzüge genutzt wird, die übrigens teilweise günstiger als Chapas sind, existiert.
Zusätzlich fahren auch Taxis und Choupellas ( in anderen Ländern auch Tuk-Tuks genannte, kleine, 3-rädrige und günstigere„Taxis“) rund um die Uhr.
Neben diesen Möglichkeiten auf dem Landwege voranzukommen, besitzt Maputo einen Hafen für Fähren, sowie einen großen für Frachtschiffe und sogar Kreuzfahrtschiffe, und mehreren über das Land verteilten Flughäfen. Leider sind die nationalen Flüge sehr teuer und daher reist man meistens mit Bussen in den Norden des Landes.
Grundsätzlich ist der Transport hier eher chaotisch und unorganisiert. Abfahrtszeiten für die öffentlichen Verkehrsmittel gibt es nicht und die Straßen sind vollkommen überlastet. Dennoch schafft man es immer irgendwie sein Ziel zu erreichen und macht oft auch interessante Bekanntschaften.
Gesundheitswesen
Die medizinische Versorgung Maputos und der umliegenden Städte ist meiner Einschätzung nach eher durchwachsen und nimmt je ländlicher und unbesiedelter die Gegend kontinuierlich ab. Die privaten Krankenhäuser sind ziemlich gut ausgestattet, kosten dafür aber auch viel zu viel für die mosambikanische Durchschnittsfamilie. So etwas wie einen Hausarzt gibt es hier nicht. Wenn man krank ist oder sonstige Beschwerden hat, geht man ist hospital. Dementsprechend sind die Wartesäle, natürlich abhängig davon wo das Krankenhaus liegt,oft heillos überfüllt und man muss sehr lange warten. Dafür bekommt man für wenig Geld ärztliche Hilfe. Für die Behandlung im Matola Hospital Provincial zahlt man so nur 100 Mts ( ca. 1.50 Euro) und für die benötigten Medikamente 5 Mts. Sollte es sich um einen Verkehrsunfall gehandelt haben zahlt man keine Behandlungsgebühr. Die öffentlichen Krankenhäuser sind leider nicht so gut ausgestattet, aber im Wesentlichen trotzdem ausreichend.
Einen großen Unterschied finde ich, dass es nur sehr wenige stationäre Plätze gibt und man mit vielem sofort nach der Behandlung wieder nach Hause geschickt wird. Sollte man doch einmal stationär aufgenommen werden, muss einen die Familie versorgen, da es keine Mahlzeiten wie in Deutschland gibt. (Gleiches gilt übrigens auch für das Gefängnis.)
Bildung und Schulwesen
Über die Bildung habe ich bereits in meinem Abschlussbericht geschrieben, daher werde ich meine Eindrücke nur nochmal in Kurzform festhalten.
Nach der Unabhängigkeit 1975 wurde in Mosambik die kostenlose Schulpflicht eingeführt. Heute zahlen die Eltern jährlich nur die Einschreibung in die öffentlichen Schulen. Zudem kommen noch Kosten für die Schuluniform und Schulmaterialien. Doch die Schulbildung und das Niveau auf dem unterrichtet wird ist mangelhaft. Die Lehrer sind nur schlecht ausgebildet und nach dem was ich kennengelernt habe fehlt auch an vielen Ecken die nötige Pädagogik und Freude am Unterrichten. Die Schulen sind unzureichend ausgestattet, sodass der Unterricht nicht wertvoll gestaltet werden kann. Es fehlt an gut ausgebildeten Lehrern und weiterführenden Schulen, deren Abschluss Voraussetzung für ein Studium ist.
Das Niveau des Unterrichts ist eher schlecht und so haben die meisten selbst in der 6. Klasse noch große Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Einfache Aufgaben bereiten Probleme und da diese Basics essentiell für andere Fächer sind, sind die Schwierigkeiten, die die Kinder in diesen haben kaum verwunderlich. Gerade auch der Englischunterricht ist problematisch, da die Lehrer oftmals selbst nur mäßig Englisch sprechen.
Wer die Chance und vor allem das Geld hat, schickt sein Kind auf eine der privaten Schulen Maputos, die eine weitaus bessere Bildung bieten.
Gesellschaft/Personen
Laut, fröhlich, aufgeweckt, hilfsbereit, offen und hartnäckig. So oder so ähnlich habe ich viele der Mosambikaner*innen kennengelernt. Es ist immer viel los, man hat meistens viel Besuch, lacht viel zusammen und ist für meinen Geschmack eher ziemlich laut. Immerhin wird einem so nie langweilig. Fast alle Leute die ich kennengelernt habe waren super warmherzig und hilfsbereit, wenn man mal nicht weiter wusste. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass mir geholfen wurde, sei es weil ich nicht wusste welches Chapa ich nehmen sollte oder weil mein Flip-Flop mitten auf der Straße kaputt ging. Ich habe mich überall sofort wohlfühlen können und habe mich nie einsam oder allein gelassen gefühlt, weil ich immer herzlich empfangen wurde.
Eine Spezies für sich sind wohl einige mosambikanische Männer, die es manchmal einfach nicht verstehen wollen, dass man seine Nummer nicht hergeben möchte oder man gerade keine Lust hat eine Unterhaltung zu führen. Man bekommt viel hinterhergerufen oder hinterhergezischt, aber man fällt ja schließlich auch auf und man gewöhnt sich irgendwann daran, auch wenn es dadurch nicht weniger nervig wird. Aber so wie ich auffalle, weil ich anders aussehe, fällt mir wahrscheinlich auch nur das Verhalten auf, dass einen Kontrast zu dem bildet, was ich aus Deutschland kannte und so gibt es natürlich auch viele Männer mit denen man sich vernünftig unterhalten kann. Lasst euch also davon nicht abschrecken Mosambik mal einen Besuch abzustatten! 😀
Eigentlich hab ich auch so überhaupt keinen Plan wie ich eine ganze Gesellschaft, bzw. den Teil beschreiben soll, den ich kennengelernt habe. Genauso wenig könnte ich die Deutschen beschreiben also belassen wir es mal besser hierbei.
Sprache
Die Amtssprache Mosambiks ist aufgrund der kolonialen Vergangenheit Portugiesisch. Trotzdem sprechen nur ca. 40 Prozent der gesamten Bevölkerung die offizielle Sprache (in den Städten ca. 72 Prozent). Englisch sprechen nur wenige halbwegs gut, aber einige zumindest ein paar Bruchteile. Erstaunlicherweise trifft man viele Mosambikaner*innen die Deutsch sprechen, da viele noch zu DDR-Zeiten als Leiharbeiter für mehrere Jahre in Deutschland arbeiteten.
Abgesehen davon dominieren hier die Bantusprachen. In Maputo wird neben Portugiesisch vor allem noch Changana, im Zentrum Mosambiks Sena und Shona und im Norden Makua-Lomwe.
Im Grunde wachsen hier die meisten mindestens zweisprachig auf!
Essen
Ich habe in Mosambik gefühlt 7 verschieden Gerichte kennengelernt (wahrscheinlich sind es ein wenig mehr, aber eben gefühlt..).
Fast jedes Essen wird zusammen mit Reis oder Xima, einer Art Brei aus Maismehl und Wasser.
Das wohl typischste ist Matapa, eine Art Soße oder Brei zubereitet aus den gestampften Blättern der Maniok-Pflanze, Kokosmilch und gestoßenen Erdnüssen und wohl mein Lieblingsessen. Traditionell gibt es dieses Gericht auch oft mit Krabbenfleisch, aber da ich ja Vegetarierin bin, genieße ich lieber die simple Version.
Dann gibt es noch Feijoada (Bohneneintopf), Couve ( in Deutschland nur auf einer Insel erhältlicher wilder Kohl), Repolho (Weißkohl), Fisch, und eine Variation verschiedener Blätter : Mboa(Kürbisblätter), Kakarna (relativ bitter),Nhangana (Blätter einer Bohnenpflanze), und Malhelhele (Süßkartoffelblätter). Ganz gut soll hier auch das gegrillte frango (Huhn) sein, aber dazu werdet ihr von mir leider keine Informationen bekommen können.
Die Ernährung ist hier relativ einseitig und vor allem auch kohlenhydrathaltig, was ich ziemlich schade finde, aber für vieles fehlt auch einfach das Geld. Zum Glück gibt es fast überall günstiges Obst zu kaufen, wenn man nicht direkt den passenden Baum im Garten stehn hat.
Essen ist hier Kultur und besonders finde ich wie hier bei Festen oder größeren Feiern sich viele, wenn nicht sogar alle Frauen einer Familie schon früh morgens treffen um gemeinsam ein riesiges Aufgebot an Speisen zu kochen. So war ich beispielsweise an Geburtstagen, Weihnachten oder Hochzeiten teil dieses Kochtrupps und musste kleinere Aufgaben übernehmen.
Es gibt außerdem einige traditionelle „Kochgeräte“. Ganz typisch für Mosambik ist der ralador. Dabei handelt es sich um einen kleinen Hocker aus Holz oder Eisen, an dem vorne ein kleines, ovales Eisen mit Zacken angebracht ist mit dem man ganz einfach Kokosnüsse auskratzen kann. Die Kokosnussraspel werden dann zu Kokosnussmilch verarbeitet indem man sie in lauwarmes Wasser gibt, dieses Gemisch ein wenig „ziehen“ lässt und dann in einem Cuador (quasi so etwas wie eine etwas größere Blechdose mit Löchern [Sieb]) ausdrückt und diesen Vorgang wiederholt.Des Weiteren gibt es so etwas wie gigantische Mörser mit denen beispielsweise Matapablätter oder Amendoim (Erdnüsse) gestampft werden, beziehungsweise in kleiner Version auch Knoblauch. Oft teilen sich auch 2 bis 3 Personen das zerstampfen der Zutaten im großen Pilão (so etwas wie ein „Mörser“), da diese Arbeit ziemlich anstrengend ist und ziemlich in die Arme geht. Für Amendoim gibt es nach dem es bereits gestampft wurde eine Art geflochtenen Korb, Pineira, in dessen Ritzen sich das ganz feine „Erdnussmehl“ festsetzt und dadurch das gröber getrennt zurück in den Pilão geschüttet werden kann. Durch klopfen löst man danach das feine Mehl und schüttet es in ein anderes Behältnis.
Kleidung
Im Großen und Ganzen ist die Kleidung hier nicht anders als die in Deutschland. Es gibt (ich glaube südafrikanische) Läden wie MrPrice und Pep in denen man Kleidung zu normalen Preisen kaufen kann. Abgesehen davon kann man auch überall an der Straße 2nd-Hand Kleidung kaufen bzw eine große Auswahl findet man auf Märkten wie dem Xipamanine.
Traditionell gib es hier noch Capulanas (Tücher mit Mustern), die man entweder ähnlich wie ein Handuch um die Hüfte gewickelt trägt, oder zu den unterschiedlichsten Kleidungsstücken verarbeiten lassen kann. Dazu kauft man einfach eine bzw je nach dem was man am Ende haben möchte mehrere Capulanas und bringt sie zum Schneider seines Vertrauens. Mit Preisen zwischen 180 und 350 Mts sind sie auch das Geburtstagsgeschenk schlechthin und gehören als Alleskönner in jeden Haushalt, da man sie auch als Handtücher, Tischdecken, oder ganz beliebt auch als Babytragetuch verwendet.
Einkaufen
*Liebe Oma, dieser Abschnitt ist für dich, da du mich ja mal gefragt hast ob es denn hier Supermärkte gibt 😉 *
Am Straßenrand bieten viele Verkäufer*innen, vor allem Frauen, ihre Ware an, die von Brot, Salat, Kohl, Tomaten und Gurken bis hin zu Kokosnuss,Äpfel, Bananen, Ananas und Mangos reichen. Vor allem frische Ware findet man buchstäblich an jeder Ecke und zu sehr günstigen Preisen.
In Baracas (kann man sich wie Tante-Emma-Läden vorstellen) kann man darüber hinaus noch alle anderen Basics wie Seife, Kekse, Öl, Refresco (Soft-Drinks), Windeln, trockene Lebensmittel und ein paar gekühlte wie Milch und Butter, aber auch Fleisch und Fisch erstehen.
Für die Alkoholliebenden unter uns gibt es fast überall Bottle-Stores, die Alkohol an ü18 verkaufen.
Möchte man eine noch größere Auswahl kann man in kleineren Supermärkten in der Stadt einkaufen gehen, oder geht direkt zu den großen Läden wie Spar und Shoprite, die man sich in etwa wie Edeka oder Real vorstellen kann und die nochmals ein breit gefächerteres Sortiment bieten.
Abgesehen davon kann man auch auf den großen Märkten einkaufen gehen, wo alles günstiger als in den Läden ist und man trotzdem eine große Auswahl an allem hat was man braucht oder eben auch nicht.
So ich glaube das wars erstmal, denn mehr fällt mir gerade nicht ein. Wenn ihr noch was anders wissen wollt, sagt mir Bescheid, dann mach ich mir nochmal Gedanken.
Ich genieße jetzt noch die letzten Tage, nächste Woche geht es noch auf Seminar und dann mal schauen wie Deutschland so ist.
In diesem Sinne
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